Mittwoch, 27. November 2019

Seit dieser Saison ist der FCV wieder mit einer dritten Mannschaft in der untersten Spielklasse unterwegs, um eine Lücke im Breitensport zu schliessen.

Mit dem Aufstieg des FC Balzers in die Erste Liga gelang Florian Meier vergangene Saison ein schöner Abschluss für seine aktive Fussballerkarriere. «Jetzt kehre ich heim nach Vaduz», habe er sich damals gesagt. Allzu wörtlich darf man diese Aussage nicht nehmen, denn der ehemalige Torhüter ist Residenzler durch und durch. Als er für Balzers spielte und zusätzlich in Triesen eine Junioren-Mannschaft betreute, sass er gleichzeitig im Vorstand des FC Vaduz. Bei jenem Verein, in dem er schon als Junior seine Fussballschuhe geschnürt hat, ist er seit September 2018 für den Breitensport verantwortlich. Seine neue Funktion nutzte Meier, um ein länger bestehendes Anliegen umzusetzen: «Zrock zum FCV» taufte er sein Projekt, aus dem die Renaissance der dritten Mannschaft resultierte.
Seit dieser Saison gibt es in Vaduz wieder eine Mannschaft, die in der untersten Schweizer Spielklasse unterwegs ist. Damit füllt der Verein eine Lücke, die fünf Jahre lang bestand. Als Trainer agiert Impulsgeber Florian Meier. Hätte ein solches Team schon vorher existiert, wäre er früher zum FCV zurückgekehrt. «Für die erste Mannschaft hat es irgendwann nicht mehr gereicht, weil ich über 90 Kilo hatte», erzählt der Vaduzer. Zwischen den Profis und den Junioren vermisste er eine «Samstagsmannschaft». Den Breitensport findet das Vorstandsmitglied matchentscheidenden, da daraus wichtige Funktionäre, Schiedsrichter und Helfer rekrutiert werden. Vereinsintern geniesst die Meier-Elf bereits einen Kultstatus. So nutzt Marketingleiter Pascal Foser an jeder Pressekonferenz vor den Spielen in der Challenge League die Gelegenheit, um die Medien auf das nächste Spiel des «legendären FCV III» hinzuweisen.

 

Spieler verbindet Vorliebe für Fruchtsaft

16 Spieler nehmen am letzten Training in diesem Jahr teil, das am Dienstag auf dem Kunstrasen neben dem Rheinpark Stadion stattfindet. Zum Kader gehören 30 Sportler, darunter in Vaduz bekannte Namen wie Ospelt, Brogle oder Frommelt. «Es ist die fünfte Liga. Nicht jeder kann immer überall sein», erklärt Meier. Er habe Verständnis dafür, dass es wichtigere Sachen als den Fussball gibt. Sowohl die Familie als auch die berufliche Karriere gehen vor. Nichtsdestotrotz ist er mit Herzblut bei der Sache, bereitet die Einheit bis ins Detail vor. «Wenn die Spieler merken, dass sich der Trainer Gedanken macht, haben sie auch mehr Spass im Training. Da bin ich eben nicht der Pläuschler», meint Meier. Vor der Saison wollte der ehemalige Torhüter eigentlich noch als Spielertrainer auflaufen. Allerdings habe der Vaduzer zwei tolle Hüter im Kader, weshalb er die Seitenlinie bevorzugt.
Für den Abschied in die Winterpause hat der 33-Jährige sich eine besondere Einheit einfallen lassen: Nach einem Aufwärmen und Vier-gegen-Zwei teilt er die Spieler in zwei Teams auf. In verschiedenen Stationen wie Technik, Sprint und Torabschluss stellen sie sich einem Wettkampf, wobei Meier und seine Assistenten die Ergebnisse notieren. Weitere Punkte gibt es im Abschlussspiel. Während die Verlierer das Trainingsmaterial aufräumen, darf das Siegerteam zwei Schachteln «Capri-Sonne» trinken. Dabei handelt es sich nicht um ein Codewort für ein anderes Getränk. Wie Meier erklärt, fahren viele seiner Spieler auf den Fruchtsaft ab.

 

Derby-Unentschieden bringt sportliche Wende

In der Hinrunde hat sich die Mannschaft einmal pro Woche, jeweils am Dienstagabend, auf die Pflichtspiele am Wochenende vorbereitet. «Ich mach lieber ein Training, an dem alle mit vollem Einsatz dabei sind, anstatt dass wir uns zweimal treffen und sich manche Spieler aus der Affäre ziehen», so Meier. Man sei als nagelneues Team in die Saison gestartet, dem gewisse Automatismen sowie Spielpraxis fehlten. Zum Teil habe auch die Fitness eine Rolle gespielt. Der Trainer erinnert sich an mehrere Partien, in denen seine Elf in der letzten halben Stunde eingebrochen ist. «Die fünfte Liga ist nicht mehr so, wie ich sie in Erinnerung habe», berichtet der Vaduzer. Genauso wie in den oberen Klassen brauche es taktische Vorgaben und ein professionelles Training, um mithalten zu können. Weiter erklärt Florian Meier: «Es gibt einige gute Spieler, die eigentlich das Niveau für die erste Liga hätten, aber den Aufwand nicht betreiben wollen.»
Entsprechend der behutsamen Vorgehensweise habe es seine Zeit benötigt, bis der FCV III erste Erfolge feiern konnte. Ab dem 1:1-Derby gegen die zweite Mannschaft aus Schaan (6. Spieltag), die im Sommer abgestiegen ist, habe Meier einen Aufschwung bei seinen Spielern gespürt. «Daraus haben wir die Motivation für die folgenden zwei Siege getankt», schildert der Trainer. Als Highlight der Hinrunde nennt er den 3:2-Sieg gegen Rebstein, als man zum ersten Mal drei Punkten zu Hause erkämpfte. Wie könnte es anders sein, passierte dies auf dem Fussballplatz 3.

 

Amateure profitieren von Profi-Strukturen

In die Winterpause verabschieden sich die Vaduzer auf dem achten Rang mit gleichvielen Zählern. Zum letzten Rebstein (10. Rang) trennen sie lediglich zwei Punkte. Beim ambitionierten Verein stört das keinen. Auch die Spieler kämen weiterhin motiviert ins Training. «Im Moment ist die Tabelle zweitrangig, Hauptsache die Mannschaft lebt», lautet Meiers Credo. So sind auch Ausflüge abseits des grünen Rasens ein fester Bestandteil der dritten Mannschaft. Es sei auch schon vorgekommen, dass im Vereinslokal die letzte Runde ausgerufen wurde, obwohl noch einige Mitglieder keinen Heimgang verspürten. Nach den Partien mache man je nach Lust und Laune das Nachtleben im «Städtle» unsicher.
Was den FCV III von anderen Kickern in der fünften Liga unterscheidet, sei der Anspruch auf eine besondere Atmosphäre bei den Heimspielen. Wie in der Challenge League biete die Mannschaft einen Stadionsprecher auf, der trotz 50 bis 100 Zuschauern für einen professionellen Hauch sorgt. Der Trainer könne sich auch vorstellen, während der Halbzeit einmal die lokale Harmoniemusik für ein Ständchen aufzubieten. Auf eine erste Mannschaft, wie man sie in Vaduz hat, kann die Konkurrenz nicht zurückgreifen. Ein Vorteil, den Meier zu schätzen weiss: «Wir können im Prinzip auf dieselben Strukturen wie die Profis zurückgreifen.» Ein Auftritt im Rheinpark Stadion hat es für den neuen FCV III bislang noch nicht gegeben. Es müsste allerdings schon die passende Gelegenheit dafür sein, grinst Meier: «Der Verein ist offen dafür. Bei einem Derby oder Cup-Spiel wäre es schon cool, einmal in dieser Kulisse aufzutreten.»


Quelle: Liechtensteiner Vaterland // Gary Kaufmann